Ortsgeschichte der Gemeinde Fischbachtal

Unter der Herrschaft der Römer

Um Christi Geburt standen die Römer vor den Toren unserer Heimat. Rhein und Donau bildeten damals die Grenze ihres Reiches gegen das freie Germanien.

Im Jahre 83 nach Chr. eroberten sie das Rhein-Main-Gebiet mit Taunus, Wetterau und Odenwald. Dann begannen sie, ihre neue Grenze durch einen Schutzwall, den "Limes" zu sichern. Er begann unterhalb von Koblenz am Rhein, zog von da über den Taunus (Saalburg), schloss die ganze Wetterau ein, verlief dann von Groß-Krotzenburg den Main aufwärts bis Wörth, von da durch den Odenwald über Seckmauern -.Vielbrunn - Hainhaus - Eulbach - Hesselbach bis Wimpfen und von da südöstlich bis zur Donau. Unsere engere Heimat war damit dem römischen Weltreich einverleibt, dem sie fast 200 Jahre angehörte. Das Land östlich des Rheins wurde mit "Zehntland" oder "Dekumatenland" bezeichnet, weil seine Bewohner den "Zehnten", d.h. den zehnten Teil ihrer Erträge als Steuer abgeben mussten.

Mit den römischen Truppen zog auch die römische Kultur ein, von der manches von den hier wohnenden keltischen und germanischen Volksresten übernommen wurde. Zu den Kulturpflanzen, die uns die Römer brachten, gehörten zum Beispiel die Weinreben. Es entstand auch in unserer Gegend der Weinbau, der bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts betrieben wurde.

Funde aus der Römerzeit sind im oberen Fischbachtal sehr spärlich. Im Bereich der "Heuneburg" fand man neben einem eisernen Pflugsech eine römische Goldmünze des Kaisers Vespasian. Beide Fundstücke sind jedoch inzwischen verschwunden. Bei den Grabungen am Ringwall wurde noch römische Keramik geborgen. Während man im Gersprenztal verschiedene römische Gutshöfe, mit denen man ausgediente Legionäre angesiedelt hatte, nachgewiesen hat, konnte im oberen Fischbachtal bis jetzt noch kein Anzeichen dafür gefunden werden, dass ein solcher Hof, villa rustica genannt, dort bestand.

Aus der Zeit der römischen Besetzung unserer Heimat stammen die ersten schriftlichen Überlieferungen über das Leben und Treiben unserer Vorfahren, allerdings nicht von diesen selbst geschrieben, sondern von den Römern. Es ist das Buch des römischen Geschichtsschreibers Tacitus "Germania" aus dem Jahre 98 nach Chr. Es gilt noch heute als die zuverlässigste Quelle für unsere Kenntnisse über die Germanen und ihre Kultur.

Ein wichtiger Stützpunkt und Etappenplatz der Römer war Dieburg. Von hier aus führten viele Römerstraßen nach allen Richtungen, so auch die "hohe Straße", die, nicht weit von der "Heuneburg" entfernt, Richtung Felsberg führt. Dort haben wir bedeutendere Spuren in den Resten der römischen Granitindustrie vor uns. Die noch vorhandenen römischen Werkstücke (Riesensäule, Altarstein, Riesensarg, Riesenkiste usw.) sind heute durch Nummern gekennzeichnet, so dass sie der Besucher gut auffinden kann.

(Quelle: Dr. Georg Spalt: Die Gemeinde Fischbachtal und ihre Ortsteile; 1972)